Absalon

Absalon bricht vorzeitig den Militärdienst in Israel ab, führt ein Aussteigerleben in einer Holzhütte am Strand von Tel Aviv und wandert schließlich 1987 nach Paris aus, um zu studieren. Sisyphos (1986), eine seiner frühen Arbeiten, ist eine fragile Konstruktion aus Holz, Papier, Lehm und Faden, die noch vor seiner Abreise entstanden ist. Sechs Jahre später verstirbt Absalon vermutlich an den Folgen seiner Aidserkrankung.

Das Werk des Künstlers ist dementsprechend geschlossen und komplex und widmet sich der Erkundung des Raumes. Absalon hat 1992 eine Gruppe von zumeist weißgetünchten geometrischen Zellen, Cellules, gebaut, die an seinen eigenen Körperproportionen ausgerichtet sind. Sie erinnern an Formen der Bauhaus-Architektur, stark reduziert auf Grundformen wie Kubus, Zylinder und Dreieck. Die Zellen unterliegen keiner gesellschaftlichen Utopie, sondern entsprechen seiner Lebenssituation. Wie bunkerhafte Boxen agieren sie zwischen privatem und öffentlichem Raum, sind mit Küche, Bad mit Toilette, Schlaf- und Arbeitsstätte sehr spartanisch auf 4 bis 8 Quadratmetern ausgestattet; sie verbergen und schützen. Die Bewegungsabläufe in den Zellen wurden von Absalon genau geplant. Diese als Einzelzellen konzipierten Behausungen wollte der Künstler bei seinen Aufenthalten in Paris, Zürich, New York, Tel Aviv, Frankfurt oder Tokio bewohnen. Alle Häuser unterliegen in ihrer Planung physischen Zwängen, mit denen der Künstler eine Verdichtung seines eigenen Lebens erzielen wollte; gleichzeitig sind sie als Kritik an gesellschaftlichen und kulturellen Standards oder Zwängen zu verstehen, die ein Leben in familiärer Gemeinschaft vorsehen. 

Der Videofilm Solutions (1992) verdeutlicht, wie Absalon sich in dem höhlenartigen Raum bewegt, konditioniert durch die Enge. Er steht und sitzt, räumt um, streift seine schwarze Kleidung ab, steigt in die Badewanne, beschäftigt sich mit seinem Körper, den Bedürfnissen und Lagerungsmöglichkeiten. In seinem letzten Lebensjahr entstehen Videofilme in den Zellen wie Bruits, Bataille, Assassinats, die Ausbruchsversuche demonstrieren, die als Reaktion auf seine körperliche und psychische Verfassung durch die Aidserkrankung zu lesen sind: Schreie, Boxaktivitäten im Kreis ohne Gegner, Messerattacken. 

Anke Hervol

 

In der Ausstellung:

Absalon
Solutions, 1992
Video, Farbe, Ton 4:3, 7:30 min
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, 2008
Schenkung der Friedrich Christian Flick Collection