David Ostrowski

Der Kölner Künstler hat in nur wenigen Jahren ein malerisches Werk erarbeitet, das der Idee eines Nullpunkts im Sinne Roland Barthes auf fast unheimliche Weise nahekommt. Zugleich ruft es das notwendige Scheitern jedes Versuchs einer solchen Annäherung ins Bewusstsein. Ostrowskis Arbeiten sind Produkte einer forcierten Ausschaltung malerischen Wissens und Ausdruck des Anspruchs, die Imagination von Leere als eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Malerei zu verstehen. Mit seinen leichthändigen und komplexen Umkreisungen des Nicht-Motivs gelingt es Ostrowski, den Raum der Leinwand für singuläre Wahrnehmungseinbrüche zu öffnen, für eine unerwartete Befreiung des Sehens. Schon die in seinen Arbeiten verwendeten Materialien zeugen von einem auffälligen Reduktionsversuch. Ostrowski verwendet wenig mehr als Leinwand, Grundierung, Spraydosen und Holzleisten sowie gefundene Papier-, Karton- oder Textilstücke. In einem künstlerischem Vorgang, der sowohl von der reflexiven Verweigerung bildnerischer Konventionen als auch von der methodischen Nutzung von Zufällen und Fehlern, Eingebungen und Fehlleistungen lebt, entstehen größtenteils monochrome Werke, auf denen es zunächst anscheinend wenig zu sehen gibt. Hier und da haben die großformatigen Leinwände schwarze oder ultramarinblaue Sprühfarbe abbekommen – entweder als alleinstehende Linie, die das Bild kompositorisch unterteilt, oder als Outline, als eine Art innerer Rahmen, der die äußere Grenze der Leinwand auf die Bildfläche verschiebt. Nur manchmal und scheinbar absichtslos nehmen die Farbspuren einen zeichenhaften Charakter an, als Aerosol-Farbkreis etwa, als Andeutung einer geometrischen Form, als krummes Lächeln. Ostrowskis minimalistisch-gestische Arbeiten lassen die Traditionen der Figuration ebenso wie die Konventionen der Abstraktion hinter sich. Sie ziehen ihre Spannung aus einer irreduziblen piktorialen Unsicherheit.

Daniel Schreiber 

 

In der Ausstellung:

David Ostrowski
F (Don’t Honk), 2015
Acryl, Lack, Baumwolle auf Leinwand, Holz
221 × 276 cm
© David Ostrowski, Courtesy of Sprüth Magers

 

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