James Turrell

Inspiriert vom hellen Sonnenlicht der Küstenlandschaft Kaliforniens fanden Künstlerinnen und Künstler wie James Turrell, Lita Albuquerque oder John McCracken in den 1960er-Jahren zum atmosphärisch inspirierten „Light and Space“-Minimalismus. Die gesamte „Situation“, einschließlich des umgebenden Raums, der Landschaft und den Körpern der Betrachtenden, verstanden sie als integralen Bestandteil ihrer Kunst und arbeiteten statt an Kunstobjekten mit den Wahrnehmungsprinzipien von Licht und Raum. Turrell versuchte mit seinem radikalen Ansatz des bildgleichen Nichts, die Notwendigkeit eines physischen Kunstwerks auszuschalten, und schuf rein ästhetische Objekte, deren Körper aus immateriellem Licht bestehen. Bei der Serie seiner Cross-Corner-Projections, zu der auch die Arbeit Joecar zählt, scheinen festkörperähnliche, geometrische Formen vor abgedunkelten Wänden zu schweben. Ihre hypothetische Gestalt tritt bei idealer Betrachtungshaltung wie ein plastischer Körper in den Raum hinein. In der Serie First Light empfindet Turrell mit Aquatinta-Radierungen in zwei Dimensionen diese Erfahrungen nach. Auch hier entsteht durch die Gegensätze von Sein und Nichts ein Bild. Was als geometrische Form auf den Radierungen wahrgenommen wird, ist das Fehlen einer mechanischen Bearbeitung der Radierplatte und Druckfarbe. Die chromatische Realität des weißen Lichts und des hellen Papiers zeigen sich als ein Dualismus ohne Dualität zwischen dem scheinbar anwesenden Körper und der tatsächlichen Leere.

Ulrike Pennewitz

 

In der Ausstellung:

James Turrell
Joecar (White), 1967
Xenon-Lichtprojektion
Sammlung Michalke

 

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