Sam Francis

Geprägt vom amerikanischen Expressionismus, Clyfford Still und Jackson Pollock, aber auch dem französischen Tachismus und Claude Monets Seerosen-Bildern schuf Sam Francis in den 1950er-Jahren eine Fülle von Arbeiten auf Papier und auf Leinwand. Er entwickelte in diesem Jahrzehnt seines Paris-Aufenthaltes grundlegende Werke für seine spätere künstlerische malerische Position, bei der die Empfindsamkeit für Licht und die Nutzung des Raumes ausschlaggebend waren wie bei St. Honoré, das eine prägende Leuchtkraft der Farben charakterisiert. In Paris traf er Malerinnen und Maler wie Jean-Paul Riopelle, Al Held, Ruth Francken und Norman Blum. 1952 stellte er erstmal in Europa in der Galerie du Dragon aus und wurde zu umfangreichen Ausstellungen wie „Signifiants de l’informel“ (1952) oder „Un art Autre“ (1953) eingeladen. Francis entwickelte seine Gemälde ausgehend von der Monochromie sukzessive weiter, nutzte die weißen Flächen und vergrößerte sein Bildformat, führte aber die kleinen intimen Bildgrößen fort. Der Maler experimentierte immer wieder mit neuen Ausdrucksformen und kehrte schließlich von einer überschaubaren Farbpalette aus Grau- und Weißtönen zurück zu Licht und zu einer expressiven freien Farbgestaltung. Sam Francis schuf ab Mitte der 1950er-Jahre organisch gewachsene Flächen, die bis über die Begrenzung des Tafelbildes hinausgehen. Dann rücken Freiräume, Leere und Weißflächen in diese Bildkompositionen ein, die schnelle Farbverläufe ohne homogenen Richtungsbezug haben. Diese für das Gesamtœuvre eher raren Bildräume thematisieren hier das Nichts. Ab den 1960er-Jahren entstanden als logische Konsequenz aus den bisherigen Werkgruppen seine biomorphen Bilder (1960–1963), auf denen Farbgebilde zu sehen sind, die an Formen von mikroskopisch betrachteten Mikroorganismen erinnern. Die hell grundierten Bilder gewinnen nach und nach an Bedeutung in seinem Werk; die Farbe erobert sich parallel dazu in den kommenden Jahrzehnten den Bildraum in ganz unterschiedlichen Ausprägungen und Rhythmen, so dass zunehmend Leichtigkeit und Harmonie einziehen. 

Anke Hervol

 

In der Ausstellung:

Sam Francis
St. Honoré, 1952/53
Öl auf Leinwand
201 × 134,5 cm
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Gestiftet 1973 von der Gesellschaft der Freunde der Kunstsammlung Nordrhein- Westfalen e.V.

 

Weiterführende Informationen zum Künstler

Sam Francis Foundation